Mia – Rafael

Was geschieht, wenn ein zügelloser Teenager und ein besessener Wissenschaftler aufeinandertreffen? Eine Zeitmaschine katapultiert sie in das Jahr 1521. Gefangen in der Vergangenheit beginnt ein erbarmungsloser Überlebenskampf in einer Welt, in der es keine Elektrizität, kein fließend Wasser gibt und die voller Aberglaube steckt. Die Wartburg bei Eisenach wird Schauplatz eines unvergleichlichen Duells, bei dem getrickst, gelitten und gemordet wird. Bis eine Begegnung mit dem Reformator Martin Luther das Schicksal verändert. Erlebt Mias verwegene Fehde gegen den hochmütigen Wissenschaftler und seine skrupellosen Gefährten. Die Sicht des Wissenschaftlers vervollständigt die Geschichte: Rafael – Zeit und Schicksal

Leseprobe

Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Frostige Kälte verjagte die Wärme des Tages.

Mia konnte ihren Atem sehen, wenn sie ausatmete. Weiße Rauchwölkchen verpufften in die Dämmerung. Mia beobachtete sie, so lange sie konnte, wartete darauf, bis sie sich auflösten.

Ein Auto fuhr vorbei. Mia zuckte zusammen, aber es fuhr weiter. Sie stand auf einem Parkplatz, am Rande der Landstraße – mitten im Wald. Außerhalb von Steinbach. Ihr Arbeitgeber verspätete sich.

Wenn es nach Mia ging, würde sie ihn nie treffen, dann wäre sie schon längst weg. Wenn es nach Mia ginge, hätte sie Unmengen an Geld in der Tasche. Könnte tun und lassen, was sie wollte. Das Leben ging jedoch nicht nach ihr. Mia knirschte mit den Zähnen und ballte ihre Hände in ihrer Jackentasche zu Fäusten. Sie waren leer – die Taschen. Wenn alles nach Plan gegangen wäre, wenn das Leben endlich mal gut zu Mia gewesen wäre, hätte sie jetzt das, was ihr Arbeitgeber wollte, darin versteckt. Aber das Leben war scheiße – vor allen Dingen ihrs.

Mia lehnte an dem Auto, das einzige, das hier parkte, und starrte auf den Boden. Wie lange sollte sie hier noch warten?

Die Landstraße glänzte, dort wo die wenigen Sonnenstrahlen den Asphalt trafen. Es hatte geregnet. Alles war nass.

Die Kälte schlich langsam unter Mias Jacke, setzte sich in ihre Knochen. Sie begann zu zittern.